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Geschichte der Kirchen zu Pfeddersheim

Zusammenfassung mehrere Schriften von Felix Zillien und Dieter Kirchner

 

Von der ersten Erwähnung bis zur Kirchenteilung

Am 25. Mai 754 wird die Kirche von Pfeddersheim erstmals urkundlich erwähnt. Bischof Chrodegang von Metz verlieh dem Kloster Gorze (bei Metz) verschiedene Güter, darunter auch „ ... jene Kirche, die in Pfeddersheim erbaut ist... “ . Aus einer urkundlichen Erwähnung von 793 wissen wir, dass die Kirche Maria geweiht ist.

Der heutige Kirchenvorplatz war Friedhof, bis er um 1379 aufgegeben und zum Marktplatz umgestaltet wurde. Daher war die Kirche zugleich Pfarr- und Friedhofskirche. Bei Bauarbeiten (z.B. 1931) stieß man auf viele menschliche Gebeine, die zum Teil in mehreren Schichten übereinandergelagert waren.

Das „Wormser Synodale“ von 1496 (Visitationsbericht über alle Kirchen im damaligen Bistum Worms, angeordnet durch Bischof Johann von Dahlberg) beschreibt erstmals genau die Kirche als dreischiffig mit Chorraum, Sakristei, Kapelle und Turm (der im städtischen Eigentum war).

Der Kirchturm war im Mittelalter Bestandteil der nördlichen Befestigungsanlage als Wachturm mit Turmwächter (siehe auch Türme in Pfeddersheim).

Während des Bauernkrieges am 23./24. Juni 1525 wurden ca. 500 „aufrührische Bauern“ aus Sicherheitsgründen in der Kirche eingesperrt, von denen auf dem Kirchenvorplatz „etliche Aufrührer“ öffentlich hingerichtet wurden.

Die im Jahre 2000 aufgestellte Friedensstele des Pfeddersheimer Künstlers Horst Rettig erinnert an diese erste politische-soziale Massenerhebung in der Geschichte, die in Pfeddersheim ihre Niederlage fand.

Im Pfälzer Erbfolgekrieg 1689 brannten französische Truppen auch die Pfeddersheimer Kirche nieder, nur der untere Teil des Kirchturms blieb erhalten.

Erste Abbildung der Kirche auf dem Stich von Merian anno 1645.

Im Rahmen der Pfälzer Kirchenteilung im Jahre 1705 wurde das ruinöse kirchliche Gebäude auf die Konfessionen verteilt. Dies hatte die Umgestaltung der Kirche zur Simultankirche zur Folge:

Die reformierte Gemeinde bekam das Kirchenschiff zugeteilt, die katholische Gemeinde den Chorraum. Dazwischen wurde eine Trennwand gezogen. Beide Kirchenräume erhielten eigene Eingänge. Der frühere Eingang im Kirchturm wurde zugemauert.

Der Kirchturm blieb im Besitz der bürgerlichen Gemeinde.

 

Die evangelische Simultankirche

Im Jahr 1705 erhielt die reformierte Gemeinde das Kirchenschiff, das sie zwischen 1708 - 1721 zu ihrem Kirchenraum umgestaltete. Der erste Gottesdienst der Reformierten fand am 17. August 1721 mit der Taufe eines Kindes statt.

Die Lutheraner erbauten 1714 ihre Kirche am Standort des heutigen Ev. Gemeindehaus und nutzten diese Kirche bis zur Kirchenunion 1822, als sich die Lutheraner und die Reformierten zur evangelischen Kirchengemeinde vereinigten.

Im Jahr 1931 nahm man eine Erweiterung durch einen Choranbau nach Westen vor. Der neue Chor erhielt das bunte Glasbild mit der Darstellung des „auferstandenen Christus“ (von A. Presber). Der Kircheninnenraum ist schlicht gehalten und entspricht dem Geschmack des 18. Jahrhunderts. Sieben Grabsteine von dem ehemaligen Friedhof am Cästrich befinden sich heute an den Kircheninnenwänden. Der älteste stammt aus dem Jahr 1593.

Von der um 1770 in die Kirche eingebauten Orgel der berühmten Orgelbauerfamilie Friedrich Karl Stumm aus Rhaunen-Sulzbach im Hunsrück steht heute nur noch der Orgelprospekt.

Die Stumm-Orgel wurde 1913 gegen eine Walcker-Orgel mit eingebauter Organola ausgetauscht. Die Organola ist eine musikhistorische Rarität, die in Europa nur noch zweimal erhalten ist. Sie ist eine halbautomatische, elektrische Lochstreifen-Orgel, die das Abspielen von perforierten Pergamentrollen ermöglicht. Eine Restaurierung der Orgel und Organola erfolgte im Jahr 2000.

 

Die katholische Simultankirche

Im Jahre 1705 wurde der katholischen Gemeinde der zerstörte Chorraum zugeteilt, den sie bis 1789 zu ihrem Kirchenraum umgestaltete. Auch sie erhielt 1792 eine Orgel von der berühmten Orgelbauerfamilie Stumm, die noch originalgetreu erhalten ist.

Bei umfassenden Restaurierungsarbeiten 1998 fand man eine persönliche Widmung des Orgelbaumeisters auf einem kleinen Handzettel: Die Orgel sei „Gott allein zu seinem Lob gewittmet und solle dem Herrn mit Seyten und Pfeifen loben“

Der barocke Maria-Himmelfahrt-Altar und die dazugehörige Barockstatue von Johannes dem Täufer gelangte nach einer wechselvollen Geschichte im Jahre 1993 nach Pfeddersheim.

Ein Kleinod ist das Bildnis „Unserer lieben Frau-Maria-Schutz“ aus dem 17. Jahrhundert, das 1927 in der Kirche aufgestellt wurde. Dieses Bild überlebte am weißen Sonntag 1869 einen verheerenden Brand im Dorf Elmpt am Niederrhein. Man entdeckte es völlig unversehrt in der Asche des niedergebrannten Gehöftes. Es wurde dem katholischen Pfarrer Schwenz aus Pfeddersheim von seinen Verwandten vom Niederrhein geschenkt. Ab 1927 setzte bis Ende der 1930er Jahre eine wahre Pilger- und Wallfahrtsaktion zum Bild von „Maria Schutz„ ein.

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